Projektabbruch: Projekte unter allen Umständen sauber beenden! |
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Winfried Berner, Die Umsetzungsberatung |
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Es ist bitter, wenn ein Change Management-Projekt abgebrochen
werden muss aber in manchen Fällen ist es dennoch die beste
Lösung. Es können nachträglich Bedingungen eingetreten sein, die
eine Fortführung nicht mehr sinnvoll erscheinen lassen, oder es
stellt sich heraus, dass der noch erforderliche Aufwand so hoch ist, dass er in keinem Verhältnis zum Ertrag
mehr steht. Manchmal bezahlt man auch den Preis dafür, dass man sich
bei der Projektplanung nicht
genügend Gedanken über dessen Ziele und seinen konkreten wirtschaftlichen
Nutzen gemacht hat. Oder ein Projekt hat sich hoffnungslos verfahren,
und die Teammitglieder sind auch mit viel gutem Zureden und der
Zusage von professioneller Unterstützung nicht mehr für eine Wiederaufnahme
zu motivieren. |
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Wenn Projekte in eine Krise geraten sind, gleich ob
sie mit ihrer Aufgabe nicht mehr weiterkommen oder ob sie sich an
internen Widerständen
aufreiben, ist die Versuchung groß, sie "sanft einschlafen zu lassen".
Das sieht kurzfristig nach einer bestechenden Lösung aus: Es wird
keine schmutzige Wäsche gewaschen, niemand verliert das Gesicht,
es gibt keinen Ärger. Doch die kurzfristige Lösung wird mittel-
bis langfristig zum Problem. Denn gescheiterte, abgewürgte oder
versandete Projekte wirken als Altlast für alle künftigen. |
Versuchung: Einschlafen-Lassen |
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Sie sind eine Entmutigung für die Projektteams und insbesondere
für die Projektleiter, die ja sowohl in ihren eigenen Augen als
auch in denen ihrer Vorgesetzten und Kollegen gescheitert sind und
an diesem Makel oft bis zum Verlassen des Unternehmens und darüber
hinaus leiden. Darüber hinaus sind sie aber insbesondere
wenn so etwas häufiger vorkommt eine Warnung an alle engagierten
und ehrgeizigen Mitarbeiter, sich von künftigen Projekten möglichst
weit fern zu halten. |
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Solche Altlasten machen sich dann zum Beispiel beim Start neuer
Projekte bemerkbar. Klassische Symptome und ein Alarmsignal
für erfahrene Berater!
sind die Schwierigkeit, Projekte mit qualifizierten Mitarbeitern
zu besetzen sowie die geringe Motivation der schließlich doch benannten
Teammitglieder, die in erster Linie bemüht sind, sich so rasch wie
möglich wieder abzuseilen. Wo diese Symptome auftreten, kann man
ziemlich sicher sein, dass das Unternehmen, was das Schicksal früherer
Projekte betrifft, einige Leichen im Keller hat. |
Altlasten und ihre
Symptome |
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Wie Sie vorgehen, wenn ein Projektabbruch dennoch sein muss |
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Wenn Sie sich entschieden haben, ein Projekt abzubrechen, dann
lassen Sie es nicht einschlafen oder am ausgestreckten Arm verhungern,
sondern beenden Sie es offiziell und explizit. Dazu gehört als erstes
ein offenes Vier-Augen-Gespräch mit dem Projektleiter nicht,
um dem armen Kerl, der an der verfahrenen Situation vermutlich schon
genug leidet, den Kopf zu waschen, sondern um ihn als den Hauptbetroffenen
als Ersten über Ihre Entscheidung zu informieren. Wenn Sie sich
noch nicht hundertprozentig sicher sind, können Sie in einem solchen
Gespräch auch noch einmal überprüfen, ob das Projekt vielleicht
doch noch durch einen Relaunch
zu retten ist. |
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Als nächstes steht ein Gespräch mit dem Projektteam an. Hier geht
es darum, ungeschminkt die Wahrheit zu sagen, ohne direkte oder
indirekte Vorwürfe zu machen oder Schuldzuweisungen vorzunehmen.
Vermutlich müssen Sie das Team eher trösten und aufbauen: Selbst
wenn es schwere Fehler gemacht haben sollte, würde es Ihnen wenig
nützen, die Zahl Ihrer entmutigten Mitarbeiter zu vergrößern. |
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Der letzte Schritt ist schließlich eine kurze Information der internen
Stellen, die von dem Projekt und seiner Beendigung betroffen sind.
Dafür genügt in der Regel ein Zweizeiler: "Das Projekt XY wird in
Rücksprache mit dem Projektteam eingestellt, weil die Projektziele
aus heutiger Sicht nicht mehr sinnvoll / nicht mehr erreichbar sind."
Das wird im Allgemeinen keine große Aufregung auslösen, sondern
allenfalls ein paar Rückfragen bei Ihnen oder bei Mitgliedern des
Projekts. |
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Natürlich macht auch ein sorgfältiges und professionelles Vorgehen
den Projektabbruch nicht zu einem freudigen Ereignis. Aber wenigstens
sind sie mit dem Projekt und vor allem mit den betroffenen Personen
auf faire und anständige Weise umgegangen. Was die Enttäuschung
und Entmutigung zwar nicht aufhebt, aber reduziert. Das heißt, es
geht hier in erster Linie um Schadensbegrenzung. |
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Sie planen gerade ein Change-Projekt, bei dem es um derartige Themen geht? Oder haben eine verwandte Fragestellung, zu der Sie fachkundige Unterstützung oder eine kompetente Hintergrund-Beratung suchen? Dann sprechen Sie uns gerne an!
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