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Quick Hits: Mit Sofortmaßnahmen Erfolge auf Vorrat schaffen |
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Winfried Berner, Die Umsetzungsberatung |
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Jedes Projekt gerät früher oder später auf eine Durststrecke.
Nach der anfänglichen Euphorie machen sich erste Ermüdungserscheinungen
und Zweifel breit. Es stellt sich heraus, dass manches doch schwieriger
und aufwendiger ist, als es am Anfang erschien. Dem hohen
Zeiteinsatz stehen bislang wenig greifbare Resultate gegenüber.
Dies ist Wasser auf die Mühlen der "Gegenreformation". Skeptiker
wie Gegner der Veränderung wittern jetzt Morgenluft. Die Mitläufer
wechseln die Farbe und finden es nun auch angezeigt, "kritische
Anfragen" an das Projekt zu stellen. Kurz: die Klimakurve
kippt, die "Lufthoheit" geht verloren, das Projekt kommt unter Druck,
möglicherweise sogar an den Rand eines Abbruchs.
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So ärgerlich all dieser Opportunismus ist, die dahinter stehende Entwicklung ist
so vorhersehbar,
dass es beinahe ein Kunstfehler ist, nicht auf sie vorbereitet zu sein. Gegenströmungen kommen immer dann auf, wenn die Veränderungsbewegung
an Energie verliert – dies ist einfach Teil der Realität, wenn auch
zugegeben ein lästiger. Doch es gibt ein Gegenmittel, oder genau
genommen sogar zwei. Das eine ist die unbezweifelbare Entschlossenheit des Top-Managements – die andere sind erste nachweisbare Erfolge. |
Vorhersagbare Entwicklung |
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Nichts ist überzeugender als der Erfolg |
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Wenn das Projekt in dieser Schwächeperiode auf erste Ergebnisse
verweisen kann, die sofort realisierbar sind oder bereits realisiert
wurden – eben Quick Hits –, fällt die Kritik sehr viel moderater
aus und erzielt auch keine so große Breitenwirkung. Denn damit ist ein greifbarer Nachweis für die Nützlichkeit
der Anstrengungen erbracht; dies nimmt internen Gegnern, Skeptikern,
Zynikern und Besserwissern den Wind aus den Segeln, auch wenn das
Projekt noch so gerne scheitern sehen würden. Zugleich sind solche
Erfolge eine Ermutigung sowohl für die unmittelbar am Projekt Beteiligten
als auch für das Top-Management: Sie "beweisen", dass das Projekt
tatsächlich etwas bringt. |
Erste Erfolge als
Ermutigung |
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Natürlich ist das bei genauer Betrachtung eine anfechtbare Beweisführung.
Denn streng logisch betrachtet ist natürlich denkbar, dass ein Projekt
außer ein paar Quick Hits nichts zuwege bringt. Und ebenso ist denkbar,
dass ein Projekt, obwohl es keine schnellen Erfolge zeitigt, auf mittlere
Sicht gigantischen Nutzen für das Unternehmen schafft. Die ungerechte
Wahrheit ist, dass ein Projekt, das schnelle Erfolge hervorgebracht hat, trotzdem sehr viel bessere
Chancen hat, Krisen
und Durststrecken unbeschadet zu überstehen, als eines, das (noch?) nichts vorzuweisen hat. Es ist sogar noch schlimmer:
Es besteht durchaus die Gefahr, dass die gigantischen Potenziale
des zweiten Projekts niemals gehoben werden, weil es zuvor an internen
Schwierigkeiten und Widerständen zerbricht. |
Schnelle Resultate überzeugen |
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Die Lehre davon ist: Unabhängig von ihrer logischen Beweiskraft
– schnelle Resultate überzeugen. Auch wenn man sich nicht mit kurzfristigen
Aktionen verzetteln und die gesamten Veränderungen viel lieber in
einem Aufwasch erledigen möchte, hilft es nichts, damit zu hadern,
man muss es einfach als Tatsache zur Kenntnis nehmen. Also
lautet die Konsequenz: Ein waches Auge für Quick-Hit-Chancen entwickeln
– und sofort jede Chance in schnelle Resultate ummünzen. |
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Einfach machen – und zwar konsequent |
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Quick Hits einzufahren, ist in erster Linie eine Sache der Einstellung.
Ich muss zugeben, dass ich ihnen selbst lange nicht die gebührende
Aufmerksamkeit gewidmet habe. Zwar kann man trotzdem kaum verhindern,
dass einem bei der Bestandsaufnahme
die eine oder andere Chance für einen Quick Hit ins Auge springt.
(Wenn man aktiv danach sucht, entdeckt man noch viel mehr.)
Doch in der Überzeugung, dass diese Potenziale ohnehin Bestandteil
der "großen Lösung" sein würden, schenkt man ihnen nicht genügend Beachtung.
Mit der Folge, dass sie nach einer Weile in Vergessenheit geraten
– und die Chance dahin ist. |
Eine Sache der Einstellung |
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Das rächt sich, wenn einen nach einem Stimmungsumschwung
der Wind ins Gesicht bläst. Dann kostet es sehr viel Kraft, das
Projekt gegen alle Einwände, Zweifel und Widerstände
zu verteidigen, die Moral der Projektteams wieder aufzurichten
und das Projekt doch noch zu retten. Was nicht immer gelingt. Im
schlimmsten Fall kommt die "große Lösung", deretwegen man die Quick
Hits zurückgestellt hat, gar nicht mehr zustande, weil die Geschäftsleitung
das Projekt schon vorher "sanft
einschlafen ließ". |
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Deshalb ist es wichtig, sein Auge für Quick-Hit-Chancen zu
trainieren und ihnen konsequent nachzusetzen. Dazu ist es erforderlich,
Ansatzpunkte für Quick Hits bewusst zu registrieren und sie auf
die Tagesordnung für die Weiterarbeit zu setzen. Am besten ist,
wenn sich ein oder zwei Mitglieder des Projektteams des jeweiligen
Quick Hits annehmen und ihn – natürlich in Zusammenarbeit mit den
zuständigen Leuten der Linie – sofort umsetzen. Bei manchen Projekten lohnt es sich sogar, ein eigenes Teilprojekt auf Sofortmaßnahmen anzusetzen. |
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Aufpassen muss man allerdings, das Quick Hits wirklich Quick Hits
bleiben. Insbesondere wenn sie von Perfektionisten bearbeitet werden,
haben Quick Hits die fatale Neigung, sich zur "Lebensaufgabe" auszuwachsen.
Daraus entstehen, wenn man nicht rasch interveniert, eigenständige Großprojekte, die Monate dauern
und sehr viel, viel zu viel Energie von der eigentlichen Projektarbeit abziehen.
Deshalb ist wichtig, darauf zu sorgen, dass Quick Hits rasch und
pragmatisch umgesetzt werden, und allen Tendenzen zu widerstehen,
daraus "perfekte Lösungen für die Ewigkeit" zu machen. |
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Ein hoher Aufwand für einzelne Quick Hits ist allenfalls dann akzeptabel,
wenn damit bereits eine dauerhafte Lösung vorgezogen wird. Damit
sie das restliche Projekt nicht über Gebühr aufhält, sollten solche
Teillösungen dann allerdings organisatorisch aus dem Projekt ausgegliedert
werden. |
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Doch insgesamt lohnt es sich, jede ernstzunehmende Chance für schnelle
Resultate zu nutzen. Denn erstens erhöht dies die Akzeptanz des Projektes
gerade in kritischen Phasen, zweitens spart es Kraft und Nerven,
drittens gewöhnen sich alle Beteiligten so schon einmal daran, dass
die Projektergebnisse tatsächlich umgesetzt werden. Und nicht zuletzt
schafft es einen sofortigen Nutzen für das Unternehmen, was sowohl
psychologisch als auch betriebswirtschaftlich wertvoller ist als
der gleiche Nutzen zu einem späteren Zeitpunkt. |
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© 2002 Winfried Berner / letzte Revision 27.11.2017 – vollständige oder auszugsweise Wiedergabe, gleich in welcher Form, honorarpflichtig und nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung / Zitate im üblichen Umfang mit Quellenangabe gemäß wiss. Zitationsregeln zulässig. Näheres siehe Nutzungsbedingungen. |
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