Die Umsetzungsberatung

Widerstände, Konflikte und Krisen






Winfried Berner, Regula Hagenhoff, Th. Vetter, M. Führing
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Krisenmanagement: Verantwortung für den Prozess der Krisenbewältigung übernehmen

 

Winfried Berner, Die Umsetzungsberatung

Die Krise ist da. Jetzt hilft es nichts mehr, darüber zu debattieren, wie man ihr hätte vorbeugen oder sie verhindern können. Erst recht hilft es nichts, Schuldzuweisungen vorzunehmen oder sich selbst mit wortreichen Erklärungen zu ent-schuld-igen. Genau so kontraproduktiv ist es, den Druck auf Einzelne zu erhöhen ("Ich mache Sie persönlich dafür verantwortlich ..."). Diese verbreiteten Reaktionsmuster zeigen immerhin, wozu die meisten Menschen in Krisensituationen beinahe reflexartig tendieren: Nämlich, sich selbst aus der Gefahrenzone zu bringen und die eigene Haut zu retten. Aber das ist genau die falsche Reaktion, um eine Krise zu bewältigen, erst recht, wenn sie von "Führungskräften" kommt. Über solche Helden höhnt das Volk zurecht: "Männer, seid nicht feige, lasst mich hinter den Baum!"

  • "Rette sich, wer kann!"
  • Wenn solche Fluchttendenzen vom oberen Management "vorgelebt" werden, ist die Folge eine Art Massenpanik und ein sofortiger Zerfall des Zusammenhalts. Dann versucht jeder bloß noch, sich selbst in Sicherheit zu bringen, etwa, indem er durch den Hinweis auf Fehler und Versäumnisse anderer von der eigenen Mitverantwortung ablenkt oder indem er erklärt, dass er vor gewissen Dingen von Anfang an gewarnt hat. Verständlicherweise will keiner der Letzten sein, den die Hunde beißen. Was in dieser Massenflucht völlig auf der Strecke bleibt, ist jedes geordnete und systematische Bemühen um eine Lösung des Problems bzw. eine Bewältigung der Krise. Stattdessen bestätigen sich die Beteiligten durch die hektischen Absetzbewegungen gegenseitig, dass sie die Lage für aussichtslos halten: "Rette sich, wer kann!" Daraus entsteht eine verhängnisvolle Eigendynamik. Wenn sie nicht rasch durchbrochen wird, wird sie zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung, und das ins Schlingern geratene Projekt bzw. das angeschlagene Unternehmen bricht zusammen.

  • Zerfall des Teams
  • Die Angstreaktion verstehen – und ihr widerstehen

     

    Dass man es in einer Krise mit der Angst zu tun bekommt, ist normal. Denn eine Krise besteht definitionsgemäß darin, dass man erkennt, wie die Entwicklung in eine völlig falsche Richtung geht, aber nicht weiß, was man tun könnte, um diese unerwünschte und schädliche Entwicklung zu korrigieren. Wüsste man, was zu tun ist, dann würde man es tun, und die Fehlentwicklung wäre gestoppt. Aber dann wäre es keine Krise – dann wäre es nur das Erkennen und die Korrektur einer Fehlentwicklung. In einer gefährlichen Situation nicht zu wissen, was man tun kann und soll, ist bedrohlich – und Angst ist genau das Gefühl, das entsteht, wenn wir eine Bedrohung wahrnehmen. Wer in einer Krise keine Angst hat, hat sie noch nicht wahrgenommen.

  • Angst ist in Krisen normal
  • Das Problem ist nicht die Angst selbst, sondern die Reaktion, die uns unsere Angst nahelegt. Das Angstgefühl drängt uns auf ziemlich unangenehme und penetrante Weise dazu, uns in Sicherheit zu bringen, und es geht erst dann weg, wenn wir außer Gefahr sind (bzw. zu sein glauben). Dabei geht es zunächst einmal um unsere persönliche Sicherheit – buchstäblich um die eigene Haut: So hat die Evolution die Emotion Angst über Jahrmillionen hinweg angelegt.

  • Aufforderung zur Flucht
  • Trotzdem ist Angst kein Automatismus, dem wir willenlos ausgeliefert sind. Sonst wäre es nicht möglich, dass eine Mutter trotz höchster Gefahr ihr Kind verteidigt, dass sich Menschen schützend vor Freunde (und zuweilen sogar vor Fremde) stellen, dass sie in Gefahrensituationen über sich hinauswachsen. Wenn Menschen so etwas tun, bedeutet das jedoch keineswegs, es sich bei ihnen um ganz besondere Menschen handelt, die außergewöhnlich tapfer sind und keine Angst kennen. Vielmehr kann man fast sicher sein, dass sie in diesen Situationen Angst hatten: "Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."

  • Kein Automatismus
  • Auch wenn Angst (aus guten biologischen Gründen) sehr unangenehm und bedrängend ist, sind wir nicht ihr bloßer Spielball – oder müssen es zumindest nicht sein. Stephen R. Covey hat das präzise auf den Punkt gebracht: "Between stimulus and response, there is a space. In that space lies our freedom and power to choose our response." Dieser Zwischenraum zwischen Reiz und Reaktion ist unser Entscheidungsspielraum, indem wir entscheiden, ob wir vor allem unsere eigene Haut retten wollen oder ob es etwas gibt, das uns wichtiger ist als die Rettung unserer eigenen Haut. Wer seinen Fluchtimpulsen folgt, hat diese Entscheidung, auch wenn er es bestreitet, genauso getroffen wie der, der ihnen nicht folgt, weil es etwas gibt, was ihm wichtiger ist als seine Angst.

  • Kein Reflex, eine Entscheidung
  • Verantwortung zu übernehmen

     

    Das Problem ist: Wer in einer Krise kopflos seinen (Angst-)Gefühlen folgt, der stiftet seine Umgebung damit zu ähnlichem Verhalten an und erschwert damit die Krisenbewältigung. Bei oberen Führungskräften multipliziert sich der Effekt, weil die Mannschaft in dieser Situation besonders auf sie schaut und von ihnen Orientierung erwartet. Es ist verheerend, wenn sie ihr Team ausgerechnet dann im Stich lassen, wenn es besonders auf Führung angewiesen wäre, oder wenn sie den Stress gar noch durch Schuldvorwürfe und das Ausüben von Druck verschlimmern.

  • Fatales Vorbild
  • Am Anfang der erfolgreichen Bewältigung einer Krisen stehen daher nicht Techniken, Methoden und "Tools", sondern persönlicher Mut, klares Denken und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Nur wenn sie gegeben sind, hilft ein methodisches Vorgehen, indem es Zeit spart und zur Konzentration auf die entscheidenden Hebel anhält. Der Schlüssel zum Krisenmanagement ist die Übernahme von Verantwortung: Der feste Entschluss, an seinem Platz und in seiner Position den bestmöglichen Beitrag zu einem positiven Verlauf zu leisten, gleich ob als Auftraggeber und Mitglied der Geschäftsleitung, ob als Projektleiter oder als einfaches Teammitglied. Das erfordert Mut, und es erfordert vor allem die Bereitschaft, sich selbst und die eigene Befindlichkeit nicht so wichtig zu nehmen. Viel wichtiger ist, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, die es zu lösen gilt.

  • Übernahme von Verantwortung
  • Eine Chance zur Bewältigung der Krise gibt es nur dann, wenn wenigstens eine(r) der (Mit)Verantwortlichen – besser natürlich mehrere – den Mut aufbringt, trotz eigener Angst und Unsicherheit die Sache in die Hand zu nehmen. Das bedeutet, die Initiative zu ergreifen, ohne zu wissen, wie die Krise lösbar ist und ob sie überhaupt lösbar ist. Denn wie das Problem zu lösen ist, weiß man in einer Krise nie: Es macht ja gerade das Wesen einer Krise aus, dass man nicht weiß, was man tun soll und kann. Deshalb ist wichtig, sich klarzumachen: Zwar ist nicht jede Krise lösbar, aber ohne die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, ist keine Krise lösbar.

  • Die eigene Befindlichkeit nicht so wichtig nehmen
  • Vermutlich ist es hier notwendig, einem möglichen Missverständnis vorzubeugen. In Politik und Öffentlichkeit ist es üblich geworden, den Begriff "die (persönliche) Verantwortung übernehmen" als Synonym für einen Rücktritt zu verwenden. Doch darum geht es hier in keiner Weise. Wer seinen Rücktritt erklärt, übernimmt damit vielleicht die Verantwortung für die Entstehung eines Problems, aber er entzieht sich zugleich der (Mit-)Verantwortung für dessen Lösung. Die Verantwortung wirklich zu übernehmen, heißt vielmehr, auf den Notausgang des Rücktritts zu verzichten und sich stattdessen an die Spitze der Krisenbewältigung zu stellen (oder zumindest nach Kräften daran mitzuwirken). Ein Rücktritt ist kein Beitrag zur Lösung – oder genauer: Er ist es nur dann, wenn man keinen konstruktiven Einfluss auf das Geschehen mehr ausüben und nichts mehr zur Krisenbewältigung beitragen kann. (Wenn die Krise erst einmal bewältigt ist, stellt sich die Frage nach dem Rücktritt in der Regel ohnehin nicht mehr.)

  • Von wegen Rücktritt!
  • Aber wie kann man "Verantwortung übernehmen", wenn eine Krise doch genau darin besteht, dass man nicht weiß, was man tun soll? Eines bedeutet es ganz sicher nicht, nämlich, wie in einem schlechten Film "Alles hört auf mein Kommando!" zu schreien und dann mit markiger Stimme Befehle zu erteilen. Was im Übrigen auch schwierig ist, wenn man selbst nicht weiß, was zu tun ist.

    Doch auch wenn Sie noch nicht wissen, welche Maßnahmen in dieser Situation sinnvoll sind, wissen Sie doch, welche Grundrichtung Sie einschlagen und welchen Tendenzen Sie sich entgegenstellen müssen. Die richtige Grundrichtung ist, sich dem Problem zu stellen – und das heißt zugleich auch: sich definitiv von der Option zu verabschieden, vor der Krise wegzulaufen und sich in (vermeintliche) Sicherheit zu bringen. Damit ist auch klar, welchen Tendenzen Sie sich entgegenstellen müssen: Schuldzuweisungen, Vorwürfen, Rechtfertigungen, Schwarzer-Peter-Spielen, Klugscheißerei ...

  • Sich der Krise stellen
  • Was heißt "Übernahme von Verantwortung" konkret?

     

    Verantwortung zu übernehmen, heißt zum Beispiel ganz praktisch, eine Krisensitzung einzuberufen, an der alle teilnehmen, die von der Krise direkt oder indirekt betroffen und/oder für deren Bewältigung wichtig sind. Weiter heißt es, sowohl im Vorfeld dieser Sitzung als auch in ihrem Verlauf destruktive Tendenzen zu stoppen, wenn nötig, mit Nachdruck, und die Aufmerksamkeit aller Beteiligten auf die Fragen zu lenken, die für die Bewältigung der Krise wichtig sind: "Leute, es nützt jetzt nichts mehr, darüber zu debattieren, was wir hätten tun sollen, und es nützt uns auch nichts, darüber zu streiten, wer schuld ist und wer unschuldig. Tatsache ist, wir sind in einer Krise, und wir wissen nicht mehr weiter. Also lasst uns von jetzt an nur noch darüber reden, was wir tun können, um die Krise zu bewältigen! Lasst uns doch einmal auflisten, was zur Zeit unsere größten Probleme sind und was noch ganz vernünftig funktioniert!"

  • Krisensitzung einberufen
  • Bevor die Gruppe zu einer konstruktiven Diskussion bereit und in der Lage ist, kann es allerdings erforderlich sein, sich erst einmal "auszukotzen". Denn die Zuspitzung der Krise hat mit ziemlicher Sicherheit bewirkt, dass viele der Beteiligten innerlich enorm unter Druck stehen – was im Klartext bedeutet, dass sie Angst haben, das drohende Scheitern des Projekts könnte negative Konsequenzen für sie persönlich und ihre Ziele und Interessen haben. Bei vielen Menschen muss dieser angestaute Überdruck erst einmal heraus, bevor sie innerlich dazu bereit und in der Lage sind, sich an der Suche nach möglichen Lösungen zu beteiligen.

  • Raum zum "Auskotzen" geben
  • Unglückicherweise reden die meisten Menschen in solchen Situationen aber nicht über ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse, wie etwa über ihre Angst, Frustration und Enttäuschung, sondern flüchten in pseudo-objektive, besserwisserische Erklärungen, was man hätte tun müssen, oder in Schuldzuweisungen – was zwar sie selbst entlastet, aber zugleich den Druck auf andere Beteiligte vergrößert. Mit der Folge, dass alsbald andere "explodieren" und, je nach Charakter, mit Rechtfertigungen, Gegenvorwürfen oder anderen Abwehrmechanismen reagieren. Das hilft natürlich nicht weiter: So zerstreitet man sich immer mehr, statt sich zusammenzuraufen.

  • ... aber ohne Schuldzuweisung
  • Wenn die Situation es überhaupt noch zulässt, können Sie hier versuchen, Angriffe und Vorwürfe in Aussagen über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu "übersetzen"; etwa: "Sie sagen, Sie sind frustriert, weil Sie erwartet haben, dass ..." Wenn das gelingt, hat es den großen Vorteil, dass alle Beteiligten die angestauten Gefühle loswerden, ohne dass dies zu neuen Ängsten und Verletzungen bei anderen Beteiligten führt. Zugleich bekommen so alle ein Stück Einblick in die emotionale Verfassung ihrer angeschlagenen Mitstreiter.

    Doch manchmal ist der Druck so groß, dass eine Moderation kaum noch möglich ist und es allenfalls gelingt, die gröbsten Verletzungen abzufangen. Dann ist es eben so – und man kann dieses kollektive Auskotzen nur laufen lassen, bis der Druck raus ist. In der Regel tritt hier nach einer Weile eine erschöpfte Entspannung ein. Irgendwer sagt dann: "Leute so kommen wir nicht weiter ...", und andere nicken vorsichtig. Dann ist der Punkt gekommen, wo man den Blick wieder nach vorne wenden und die Arbeit an der Sache aufnehmen kann.

  • Emotionale Entlastung
  • Verantwortung zu übernehmen, heißt auch zu unterbinden, dass die anderen Beteiligten (und möglicherweise auch man selbst) bei der Suche nach Ursachen und Lösungen immer wieder in Vorwürfe, Rechtfertigungen und Schuldzuweisungen zurückfallen. Das kann von einer sanften Ermahnung ("Bitte keine Schuldzuweisungen!") über ein deutlicheres Stoppsignal ("Einen Augenblick, bitte! Bevor wir weitermachen, möchte ich noch einmal daran erinnern ...") bis hin zu einer direkten Konfrontation reichen: "Herr Müller, das ist jetzt das dritte Mal, dass Sie unser Gespräch mit Beschuldigungen und Vorwürfen belasten. Sind wir uns einig darüber, dass es unser Problem nicht löst, wenn wir einen Schuldigen finden und ihn an den Pranger stellen?" Und notfalls noch nachdrücklicher: "Ich bitte jetzt diejenigen, die unbedingt über die Schuldfrage streiten wollen, den Raum zu verlassen, damit wir uns hier auf die Suche nach einer Lösung konzentrieren können!"

  • Destruktive Prozesse stoppen
  • Den Prozess der Krisenbewältigung anführen

     

    Solange noch nicht klar ist, was konkret getan werden kann und muss, um die Krise in den Griff zu bekommen, heißt "Verantwortung übernehmen" also in erster Linie, die Verantwortung für das Vorgehen zu übernehmen, also einen konstruktiven Prozess zur Krisenbewältigung in Gang zu bringen. Dabei geht es sowohl darum, den sachlichen Prozess der Problemanalyse und -lösung zu organisieren, als auch darum, den sozialen Prozess zu gestalten, der Bedingung dafür ist, dass das Sachproblem gelöst werden kann. Denn nur wenn der soziale Prozess in die richtige Richtung geht, sprich, in Richtung eines gemeinsamen Nachdenkens über Probleme und Lösungen, gibt es eine Chance, das Sachproblem zu lösen. Dafür wiederum ist es erforderlich, das angeschlagene Team dafür zu gewinnen, nicht mehr nach hinten, sondern nach vorne zu blicken und nicht mehr gegeneinander zu kämpfen, sondern gemeinsam gegen das Problem.

  • Prozess-verantwortung übernehmen
  • Einige Beispiele, wie das konkret aussehen kann:
    • "Lasst uns doch einmal auf Moderationskärtchen schreiben, was im Augenblick unsere drängendsten Probleme sind und welche Auswirkungen sie haben!"
    • "Wie hängen die Probleme zusammen, die wir da auf der Pinnwand haben? Was ist Ursache und was ist Wirkung?"
    • "Was fallen Ihnen für Ansatzpunkte und Ideen ein, die uns helfen könnten, die Situation zu verbessern?"
    • "Im Augenblick kommen wir mit unserer Suche nach Lösungen nicht so recht weiter. Lasst uns doch einfach mal den Spieß herumdrehen und uns überlegen, was wir tun könnten, um die Lage noch deutlich zu verschlechtern!" (Ein paradoxes Vorgehen wirkt manchmal Wunder!)
    • "Wir haben jetzt drei mögliche Richtungen herausgearbeitet, in die wir gehen könnten. Lasst uns doch bitte mal auf einem Flipchart zusammenstellen, welche Vor- und Nachteile diese Optionen haben!"
    • Wenn ich es richtig sehe, befürworten viele von uns die Option 2. Gibt es da auch andere Sichtweisen – Zweifel an Option 2 oder Vorbehalte gegen sie? Dürfte ich da bitte noch mal ein Votum von jedem einzelnen haben?"
    • "Frau Meier, Sie scheinen sich mit der Lösung noch nicht wohl zu fühlen. Was macht Ihnen noch Sorgen?"
    • "Gut, wenn ich das richtig sehe, gibt es zwei Einwände gegen Option 2, nämlich ... Wie gravierend sind sie, und fällt jemandem eine Möglichkeit ein, wie wir sie ausräumen könnten?"
    • "O.k., damit haben wir uns klar für Option 2 entschieden. Jetzt noch die übliche Frage: Wer macht was bis wann?"
  • Vorwärts-
    gerichtete Impulse
  • Solche konstruktiven Impulse zur Krisenbewältigung müssen nicht unbedingt von einer einzigen Person kommen. Vielmehr zeigt sich häufig, dass, sobald einmal einer den Mut aufbringt, Verantwortung zu übernehmen, bald weitere folgen, die es vielleicht nicht gewagt hätten, den ersten Schritt zu tun, aber doch mutig genug sind, dem guten Beispiel zu folgen und ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten. Dementsprechend verteilen sich dann auch die Anstöße, die den sozialen und den sachlichen Problemlösungsprozess voranbringen, auf immer mehr Schultern.

  • Wichtiger Beitrag des Vorreiters
  • Es ist also gar nicht erforderlich, dass derjenige, der als erster Verantwortung übernimmt, den Karren dann auch alleine aus dem Dreck zieht – und das sollte er auch gar nicht versuchen, weil er sich mit dieser Absicht erstens überfordern und zweitens zugleich die anderen unterfordern würde. Der entscheidende Beitrag des "Vorreiters" liegt nicht darin, dass er das Problem löst, sondern dass er sich der allgemeinen Stimmung von Ratlosigkeit, Angst und Vereinzelung entgegenstellt, die Gruppe zusammenhält und zu einer gemeinsamen Anstrengung ermutigt. Nehmen Sie also nicht die ganze Last der Welt auf die eigenen Schultern – das ist falsches Heldentum! Ermutigen Sie stattdessen die Gruppe und fordern Sie jede(n) einzelne(n) auf, ihren bestmöglichen Beitrag zu leisten.

  • Nicht die ganze Last der Welt schultern wollen
  • Auf diese Weise sorgt oft der Mut des Ersten für eine Initialzündung, die im Verlaufe einer halben Stunde oder Stunde für ein "Umkippen" der Stimmung ins Positive sorgt. Wenn aber Ratlosigkeit, Angst und Vereinzelung erst einmal abgelöst werden von aufkommender Zuversicht, wechselseitiger Unterstützung und einem wieder erwachenden Teamgeist, dann ist die Krise schon zu zwei Dritteln bewältigt. Hier macht sich im Positiven bemerkbar, dass Krisen nicht so sehr ein objektives wie ein subjektives Problem sind: Wenn es erst einmal gelungen ist, die Stimmung zu drehen, verbleibt "nur noch" das Sachproblem – und das erweist sich bei gewachsener Zuversicht und neu erstarktem Teamgeist oft als leichter lösbar als es ursprünglich aussah.

  • Positive Initialzündung
  • Bewältigung von Unternehmenskrisen

     

    Was für die Krisenbewältigung in Projekten gilt, gilt vom Grundsatz her auch für die Bewältigung von Unternehmenskrisen. Doch Unternehmenskrisen haben noch mal eine andere Dimension, zumal wenn es dabei um die Existenz geht, das heißt um den Fortbestand des Unternehmens und der Arbeitsplätze. Dennoch gilt auch hier: Es gibt vorab niemals eine Garantie, dass die Krise lösbar ist – es gibt nur die Garantie, dass sie unlösbar ist, solange niemand die Verantwortung für den Prozess der Krisenbewältigung übernimmt.

    Solange die Verantwortlichen sich nur fahl vor Angst die katastrophalen Folgen eines Zusammenbruchs ausmalen, über die Schuldfrage streiten oder ihr eigenes Handeln rechtfertigen, geht nur wertvolle Zeit verloren, und es setzt eine fortschreitende Auflösung von Beziehungen und Strukturen ein. Je bedrohlicher die Krise ist, desto wichtiger ist es, diese Entwicklung zu stoppen, bevor sie unumkehrbar ist. Denn auch hier gilt: Die Krise ist primär ein subjektives Problem, deshalb ist es entscheidend, das Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht zu überwinden und die Verantwortung zu übernehmen.

  • Höhere Komplexität, ähnliche Her-
    ausforderung
  • Mit welchen Themen man sich bei einem Krisenmanagement auseinandersetzen muss, hat mein Kollege Dr. Hermann Bayer einmal in einer Folie zusammengestellt, die ich hier mit seiner freundlichen Erlaubnis wiedergebe, weil sie gerade für Unternehmenskrisen wichtige Anhaltspunkte liefert:

  • Stellschrauben des Krisen-
    managements
  • Abb.: Stellschrauben des Krisenmanagements (© Dr. Hermann Bayer)

     

    Was uns in solchen Situationen oft lähmt, ist die diffuse Angst, die Situation durch unser Handeln noch schlimmer zu machen und vielleicht etwas ganz Furchtbares anzurichten. Das ist die gleiche Angst, die Verkehrsteilnehmer nach schweren Unfällen oft hindert, erste Hilfe zu leisten. Doch genau wie die Notfallmediziner übereinstimmend sagen, dass es bei einem Unfall besser ist, anzupacken und irgendetwas einigermaßen Sinnvolles zu tun, so ist es auch in einer Unternehmenskrise besser, einen noch so unvollkommenen Rettungsversuch zu organisieren, als wie das Kaninchen auf die Schlange zu starren und tatenlos dem Ende entgegenzusehen.

    Natürlich ist es bei einem Unfall trotzdem sinnvoll, den Notarzt zu rufen – und in ähnlicher Weise ist es bei einer Unternehmenskrise notwendig, fachkundigen Rat einzuholen, wenn man die Lage selbst nicht mehr in den Griff bekommt. Doch Komplexität und Druck dürfen Sie nicht davon abhalten, Verantwortung zu übernehmen und die "lebensrettenden Sofortmaßnahmen" einzuleiten. Genau wie bei einem Unfall oft die ersten Minuten entscheidend sind, so sind es in einer Unternehmenskrise die ersten Tage.

  • Besser handeln als nichts tun
  • Handeln Sie daher ohne die Angst, eine Katastrophe herbeizuführen! Denn das ist in einer schweren Krise gar nicht mehr möglich: Die Weichen sind ohnehin in Richtung Untergang gestellt. Was von uns in einer solchen Situation gefordert ist, ist nicht "das perfekte Krisenmanagement" (das es vermutlich ohnehin nicht gibt), sondern die Bereitschaft, wie es Theo Schoenaker so treffend formuliert hat, "mutig und unvollkommen seinen Beitrag zu leisten".

    Genau darum geht es: Wer sich in einer solchen Situation ein fehlerfreies, unangreifbares Handeln abverlangt, blockiert sich nur selber – und tut am Ende gar nichts. Wer in aller Unvollkommenheit seinen Beitrag leistet, wird mit Sicherheit den einen oder anderen Fehler machen, aber er wird dadurch andere ermutigen, ebenfalls ihren Beitrag zu leisten. Auf diese Weise wird er in Summe einen besseren Zustand hinterlassen als er vorgefunden hat. Und das ist das Bestmögliche, was wir in einer Krise tun können – und sollten!

  • Mutig und unvollkommen seinen Beitrag leisten

  • Sie haben gerade ein Change-Projekt, bei dem es um derartige Themen geht? Oder haben eine verwandte Fragestellung, zu der Sie fachkundige Unterstützung oder eine kompetente Hintergrund-Beratung suc
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