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Change Coaching: Effektives Change Management von innen |
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Winfried Berner, Die Umsetzungsberatung |
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Eines der intelligentesten Change-Management-Konzepte ist Change
Coaching: Statt Heerscharen externer Berater
einzufliegen, setzt Change Coaching darauf, dass viele wesentliche
Veränderungen von den eigenen Mitarbeitern realisiert werden
können, wenn sie nur die nötige Anleitung und Unterstützung
haben. Das ist nicht nur deutlich kostengünstiger als externe Beratung,
sondern es hält auch das entstandene Know-how im Hause. Vor
allem aber werden die Lösungen besser angenommen, weil sie
von Insidern entwickelt wurden und deshalb realitätsnäher
(wenn auch zuweilen etwas konservativer) sind. Zudem stärken
erfolgreiche Change-Coaching-Projekte das Selbstvertrauen des Unternehmens,
weil die Mitarbeiter erleben, dass sie dazu in der Lage sind, ihre
Zukunft selbst zu gestalten. |
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Für den Erfolg interner Veränderungsvorhaben sind zwei
Voraussetzungen wichtig: Zum einen eine klare und verlässliche
Führung, zum
anderen eine qualifizierte Betreuung des Veränderungsprozesses.
Auf eine beständige und verlässliche Führung sind sämtliche Change-Projekte angewiesen, aber interne
Projekte in ganz besonderem Maße. Während
externe Berater auch bei unklarer oder
unbeständiger Führung schon deshalb ein gewisses Beharrungsvermögen
an den Tag legen, weil sie ja ihren Auftrag erfüllen wollen,
sind interne Teams relativ leicht zu verprellen. Wenn bei ihnen der Eindruck
entsteht, dass die Erfolgsaussichten des Projekts schwinden und/oder
die Geschäftsleitung nicht (mehr) dahinter steht, ziehen sie
sich zurück. Denn als Interne können sie sich allenfalls
eine blutige Nase holen, wenn sie für eine Sache kämpfen,
die nicht die nötige Rückendeckung von "ganz oben" hat. |
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Deshalb ist es bei internen Veränderungsvorhaben besonders
wichtig, dass der Draht zwischen Auftraggeber
und Projekten nicht abreißt. Die Rolle des Bindeglieds sollte
ein (externer oder interner) Change Coach übernehmen, der nicht
nur die Projektleiter und Teams unterstützt,
sondern auch die Geschäftsleitung
berät und vor allem bei Krisen
und Konflikten dafür sorgt, dass die
Probleme angegangen und tragfähige Lösungen gefunden werden.
Nötigenfalls muss er der Geschäftsleitung deutlich machen,
dass sie sich einschalten und Stellung beziehen muss, weil sonst
das gesamte Vorhaben in Gefahr kommt. |
Change Coach als
Bindeglied |
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Rolle und Nutzen des Change Coach |
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"Change Coach" ist nicht einfach ein neumodisches Wort
für Projektleiter (oder Ober-Projektleiter);
vielmehr hat der Change Coach eine grundlegend andere Rolle. Seine
Aufgabe ist, den oder die Projektleiter in methodischen Fragen und
im Change Management zu beraten und zu unterstützen. Dabei
behalten der oder die Projektleiter die volle Verantwortung für
die Führung ihrer Teams sowie für das Erreichen der festgelegten
Zeit- und Ergebnisziele. Der Change Coach steht zu Verfügung,
um ihnen beim Strukturieren des Vorgehens zu helfen, um Zwischenergebnisse
und gegebenenfalls aufgetretene Schwierigkeiten zu besprechen und
um sie bei der Kommunikation und der Bewältigung von Widerständen, Konflikten und Krisen zu unterstützen. |
Beratung und Unterstützung |
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So wie ein persönlicher Coach Führungskräfte bei
beruflichen Problemen und Entscheidungen berät, unterstützt
der Change Coach Projektleiter, Teams und Geschäftsleitung
bei der Realisierung ihres Veränderungsvorhabens. Im Gegensatz
zum individuellen Coaching konzentriert sich das Change Coaching
jedoch nicht auf persönliche Themen, sondern auf das Projekt – auf erzielte
Fortschritte ebenso wie auf aufgetauchte Hindernisse. Es zielt darauf,
an kritischen Stellen die "Systemdynamik" zu verstehen,
das heißt, das Zusammenspiel der Kräfte und Interessen
transparent zu machen. Ähnlich wie bei einem persönlichen
Coaching liegt auch der Nutzen des Change Coaching in einer vertieften
Selbst- und Prozessreflexion, die zu besseren Entscheidungen und
wirksamerem Handeln führt. |
Parallelen zum persönlichen
Coaching |
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Je nach Aufgabenstellung und Herangehensweise kann der Schwerpunkt
des Change Coaching entweder mehr auf der eingesetzten Methodik
und dem Projektmanagement liegen (was dann eher auf eine fachliche Anleitung hinausläuft;
Modell "Methoden-Guru") oder mehr auf der Reflexion und
Steuerung des Veränderungsprozesses (Modell "Change-Guru").
Beides hat seinen Platz: Eine methodische Unterstützung ist
vor allem dann angebracht, wenn das Unternehmen bzw. der Projektleiter
mit der benutzten Methodik nicht hundertprozentig vertraut sind.
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Dagegen lohnt sich ein Change Management-Coaching auch für
erfahrene Projektleiter, und zwar umso mehr, je komplexer das Projekt
und je größer das Widerstandspotenzial ist. Denn umso
größer ist die Gefahr, dass der Projektleiter irgendwann
den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht – oder dass er
einfach unsicher ist, wie er die momentane Lage einschätzen
soll. Hier kann die regelmäßige Reflexion des aktuellen
Stands mit einem neutralen, veränderungserfahrenen Gesprächspartner
viel Nutzen bringen: Dies hilft sowohl, die Situation sicherer zu
beurteilen, als auch,
gezielter und sicherer zu handeln. |
Coaching im Change Management |
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Anforderungen an einen Change Coach |
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Damit der Change Coach dies leisten kann, genügt es nicht,
dass er mit individuellen beruflichen
Konflikten vertraut ist; er muss sich
auch mit der eingesetzten Methodik und vor allem mit den Möglichkeiten
des Change Management auskennen. Die Idealbesetzung für den
Change Coach ist daher ein erfahrener (externer oder interner) Berater
oder ein gestandener Projektmanager, der selbst schon einige Stürme
durchgestanden hat. Er muss die Gelassenheit und Reife besitzen,
das Spiel vom Spielfeldrand aus zu beobachten und bei Bedarf (aber
nur dann!) steuernde Impulse zu geben. |
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Dies ist vor allem im Team-Coaching wichtig. Denn wenn er sich
in die Projektleitung einmischt, sobald es ihn allzu sehr
in den Fingern juckt, besteht die Gefahr, dass er vom Coach des
Projektleiters zu dessen Rivalen wird.
Er drängt ihn auf die Seite (sofern dieser sich das gefallen
lässt) und führt ihm öffentlich vor, wie es (aus
seiner Sicht) richtig geht. Durch solch unüberlegte Interventionen
kann er nicht nur den Projektleiter nachhaltig verärgern und
demotivieren, sondern auch das Team verunsichern. Deshalb
ist wichtig, dass sich der Coach konsequent auf seine Rolle "am
Spielfeldrand" beschränkt und der Versuchung widersteht,
sich den Ball selbst zu schnappen und aufs Tor zu schießen. |
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Wichtig ist weiter, dass der Change Coach das Format hat, auch
die Geschäftsleitung
zu beraten und zu coachen. Das setzt strategisches Denken,
Stehvermögen und auch einen Schuss Konfliktbereitschaft voraus
– nur dann kann der Coach seine konstruktive Mittlerrolle wirklich
ausfüllen. Wer nur die Wünsche der Geschäftsleitung
an die Projektteams weiterleitet, wird der Aufgabe nicht gerecht.
Der Change Coach muss stark genug sein, um dem Projektleiter Rückendeckung
zu geben, wenn es der Geschäftsleitung nicht schnell genug
geht, und er muss den Mut haben, in kritischen Situationen eine
Entscheidung der Geschäftsleitung bzw. eine deutliche Stellungnahme
einzufordern – auch wenn das der GL momentan überhaupt nicht
in den Kram passt und sie auf diese Zumutung erst einmal "ungnädig"
reagiert. Umgekehrt muss er auch in der Lage sein, den Projektleitern
und -teams kritische Hinweise der Geschäftsleitung nachvollziehbar
zu vermitteln. |
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Prinzipiell kann auch ein Mitglied des Top-Managements die Rolle
des Change Coach übernehmen – sofern es bereit und in der Lage
ist, genügend Zeit dafür freizumachen. Allerdings ist
das aus mehreren Gründen heikel: Erstens weil sich die beratende
und unterstützende Rolle des Change Coach nicht ohne weiteres
mit der treibenden und kontrollierenden der Linienführung vereinbaren
lässt. Zweitens weil viele Projektleiter und Teammitglieder zögern werden, sich gegenüber einem Mitglied des Top-Managements
in Bezug auf Schwachpunkte, Fehler und Verzögerungen zu öffnen
– schließlich haben diese Personen maßgeblichen Einfluss
auf ihre weitere Karriere.
Deshalb besteht bei Mentoren aus dem
Top-Management die Gefahr, dass sie von Problemen erst in letzter
Minute erfahren – was ihre Chancen zur Einflussnahme einschränkt
und zudem gegenüber Außenstehenden den Eindruck erweckt,
sie würden ihrer Aufgabe nicht gerecht. Ein Change Coach, der
außerhalb der Hierarchie steht und eine bewusste und verantwortete
Mittlerrolle zwischen Top-Management und Projektleitern übernimmt,
tut sich hier in aller Regel leichter. |
Rollenkonflikt mit
Linienführung |
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Change Coaching in der Praxis |
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Die Arbeit des Change Coach beginnt zweckmäßigerweise
mit der Auftragsklärung. In einem gemeinsamen Gespräch mit Auftraggeber und Projektleiter(n) sollten die Projektziele und die wesentlichen
Eckdaten festgelegt werden; dabei sollten die Rollen von Change
Coach einerseits und Projektleiter(n) andererseits, so gut es geht,
gegeneinander abgegrenzt werden. Ein solches Dreiergespräch
hat den Vorteil, dass nicht nur alle auf dem gleichen Informationsstand
sind, sondern dass sich auch jeder sicher sein kann, dass die anderen
exakt die gleichen Basisinformationen haben. |
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Es ist sinnvoll, den Projektauftrag
in einem Dokument festzuhalten, das die Projektziele, die wichtigsten
Termine, die
Projektstruktur und eine Skizze des
Vorgehens enthält. Eine solche Unterlage erweist sich nicht
nur als wertvolle Gedächtnisstütze, sondern auch als nützliche
Arbeitsgrundlage für die Projektteams. Überdies ist sie
eine große Hilfe für die Kommunikation
mit Zeitgenossen, die Genaueres über das Projekt wissen wollen
– wie zum Beispiel die betroffenen Bereiche und der Betriebsrat. |
Schriftlicher Projektauftrag |
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Wenn die Eckdaten klar sind, kann im nächsten Schritt das
Vorgehen strukturiert werden. Streng genommen ist dies Aufgabe des oder der
Projektleiter, weil die ja für die operative Führung des
Projekts verantwortlich sind. Je nach deren Erfahrungsstand kann
es aber pragmatisch sinnvoll und zeitsparend sein, die Strukturierung
gemeinsam mit dem Change Coach vorzunehmen. In diesem Zusammenhang
kann dann auch gleich besprochen werden, wie das Kickoff-Meeting
gestaltet werden soll und ob eine Schulung
oder sonstige Vorbereitung des bzw. der Teams erforderlich ist.
Und schließlich muss spätestens hier festgelegt werden,
wie die Zusammenarbeit von Projektleiter(n), Team(s) und Change
Coach in der Praxis ablaufen soll. |
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Die richtige Form der Zusammenarbeit finden |
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Prinzipiell kann Change Coaching sowohl in Einzelgesprächen
mit dem oder den Projektleitern stattfinden als auch in Form eines
regelmäßigen Team-Coaching, an dem die gesamte Projektgruppe teilnimmt. Letzteres ist die schwierigere Konstellation, weil der
Projektleiter hier leicht in die unbehagliche Lage kommt, dass seine
Entscheidungen vor dem Team hinterfragt werden. Auf der anderen
Seite hat sie den Vorteil, dass die Zusammenarbeit, sofern sie funktioniert,
effizienter ist, weil der Aufwand der zweifachen Vermittlung entfällt.
Das setzt aber ein Vertrauensverhältnis zwischen Projektleiter
und Coach voraus. Möglich ist auch, eine gemischte Linie zu
wählen: Zunächst ein Einzelgespräch zwischen Projektleiter
und Coach, dann eine gemeinsame Sitzung mit dem Team, eventuell
auch eine kurze Nachbereitung unter vier Augen. |
Alternative Vorgehensmodelle |
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Wichtig ist, dass die Coaching-Gespräche mit hoher Regelmäßigkeit
stattfinden. Denn wenn der Abstand zu groß wird, reißt
der Faden ab, und der Change Coach ist nicht mehr auf dem aktuellen
Stand. Dann ist in jeder Sitzung viel Zeit für Erklärungen
erforderlich, und der Coach kann nur begrenzt weiterführende
Anregungen geben. Dadurch verschlechtert sich für das Projekt das Verhältnis
von Aufwand und Ertrag, was bald zur Folge hat, dass die Gespräche
entweder zur lästigen Pflichtübung verkommen oder ganz
einschlafen. Nach unserer Erfahrung empfiehlt sich für Full-Time-Projekte
ein wöchentlicher Rhythmus, für Projekte, die neben dem
normalen Tagesgeschäft betrieben werden, ein Abstand von zwei
bis drei Wochen. |
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Parallel zu den Meetings mit den Projektleitern bzw. Teams sollte
der Change Coach auch regelmäßig mit dem Auftraggeber
zusammentreffen. Zweck dieser Gespräche ist, sich gegenseitig
über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten, die
Einbettung des Projekts in den Gesamtzusammenhang des Unternehmens
zu beobachten und zu prüfen, ob von Seiten der Teams oder der
Geschäftsleitung ein Kommunikations- oder sonstiger Handlungsbedarf besteht. Dabei kann der Coach sowohl der Überbringer von Botschaften
der Teams an den Auftraggeber als auch umgekehrt sein. Allerdings
sollte die Kommunikation zwischen Projektleitern und Auftraggeber
nicht ausschließlich über den Coach laufen: Zusätzlich
sollten in regelmäßigen Abständen auch Projektsteuerungs-Meetings stattfinden, an denen der Auftraggeber, die Projektleiter und der
Change Coach teilnehmen und die der gegenseitigen Information, der
Diskussion aktueller Themen und der Entscheidungsfindung dienen. |
Regelmäßige
Kontakte mit Auftraggeber |
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Praktische Tipps für Change Coaches |
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Qualität und Nutzen der gemeinsamen Sitzungen lassen sich
mit ein bisschen Vorbereitung deutlich verbessern. Nehmen Sie sich
als Change Coach vor jedem Meeting ein paar Minuten Zeit – mehr
ist gar nicht erforderlich – und fragen Sie sich: Was waren bei
unserem letzten Treffen die wichtigsten Punkte? Wo wollte und sollte das Team
heute stehen? Welche Fragen habe ich aktuell? Parallel dazu sollten
sich auch der Projektleiter bzw. das Team kurz überlegen: Welche
wichtigen Entwicklungen haben sich seit unserem letzten Gespräch
ergeben? Was macht mir bzw. uns Sorgen oder ist unklar? Wofür
will ich bzw. wollen wir das Gespräch mit dem Coach heute nutzen?
Mit dieser letzten Frage und dem Festlegen einer gemeinsamen Agenda
sollte das Gespräch dann auch beginnen. Dieser geringe Aufwand
zum Ordnen der Gedanken macht die Treffen um ein Vielfaches produktiver
als wenn man einfach anfängt und schaut, wo der Fluss des Gesprächs
einen hinträgt. |
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Insbesondere für externe Change Coaches ist es ratsam, die
Zeit beim Kunden nicht bis zum Anschlag zu verplanen. Es ist zwar
sehr aufopferungsvoll und selbstlos, wenn man zwischen Ankunft und
Abfahrt keine freie Minute hat, lässt aber Null Raum für
unerwartete Ereignisse. Damit sind Sie manövrierunfähig,
falls sich ein kurzfristiger Handlungsbedarf ergibt, etwa für
ein klärendes Gespräch oder die vertiefte Auseinandersetzung
mit einem Problem. Was zur Folge haben kann, dass sich Schwierigkeiten
und Verstimmungen, die sich mit einem raschen Gespräch leicht
hätten ausräumen lassen, verhärtet haben, bis Sie
in ein oder zwei Wochen wiederkommen (und dann womöglich wieder
keine Zeit haben). |
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Ein Thema lohnt es, externen wie internen Change Coaches gleichermaßen
ans Herz zu legen: die Kommunikation.
Offenbar unterliegen Projektteams und ihre Leiter einem magischen
und unabweisbaren Sog in die Sacharbeit, der sie außerstande
setzt, all das, was sie "eigentlich" über Kommunikation
wissen, in die Tat umzusetzen. Der Pulsschlag der Projektarbeit
wird getaktet von den Lenkungsausschuss-Präsentationen.
Kaum ist die eine überstanden, muss dringend mit den Vorarbeiten
für die nächste begonnen werden – schon damit die Lücken
geschlossen werden können, mit denen man diesmal gerade noch
durchgekommen ist. Wenn da überhaupt noch Raum für Kommunikation
bleibt, dann für eine kurze mündliche oder schriftliche
Information. Das ist zwar besser als gar nichts und reicht für
die Mitteilung von Zwischenergebnissen meistens auch aus, aber es
ist zu wenig, um die Kommunikation mit der nötigen Sorgfalt
und Voraussicht zu betreiben. |
Blickrichtung Kommunikation |
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Deshalb ist notwendig, dass der Coach ein waches Auge auf die Themen
Change Management und Kommunikation
hat und sie immer wieder ins Sichtfeld holt. Damit wird er sich
zwar zuweilen etwas genervte Reaktionen einhandeln, aber er tut
dem Erfolg des Projektes dennoch einen guten Dienst. Denn letzten
Endes hat man bei Veränderungsprozessen nicht die Wahl, ob
man kommuniziert oder nicht, sondern nur, ob man die Initiative
behält oder ob man in die Defensive gerät, bis man schließlich mit dem
Rücken zur Wand agiert. Erfolgreiches Change Management erfordert, sich ständig hineinzudenken, was die neuen Überlegungen
und Entscheidungen für die betroffenen Bereiche bedeuten. Wenn
sie ernsthafte Auswirkungen auf die Mitarbeiter haben oder auch
nur haben könnten, dann ist es nicht mit routinemäßiger
Information oder einem Jour fixe getan – dann muss man ein wenig Gehirnschmalz darauf
verwenden, eine geeignete Form der Kommunikation
zu finden. |
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Zahlreiche Fallbeispiele zu den unterschiedlichsten Typen von Change-Projekten finden Sie in meinem Buch "Change! – 20 Fallstudien zu Sanierung, Turnaround, Prozessoptimierung, Reorganisation und Kulturveränderung" (Schäffer-Poeschel, 2. erweiterte Auflage 2015). Es vermittelt Ihnen einen breiten Überblick über die unterschiedlichsten Arten von Veränderungsprozessen und zeigt Ihnen, worauf es jeweils ankommt, um Ihre Change-Vorhaben zum Erfolg zu führen.
Mehr Informationen über das Buch "Change! – 20 Fallstudien"
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Wann ist das Arbeiten mit internen Teams sinnvoll? |
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Obwohl Change Coaching ein ausgesprochen pfiffiger Veränderungsansatz
ist, kann es nicht sämtliche Menschheitsprobleme lösen.
Prüfen Sie daher, bevor Sie sich für diesen Ansatz entscheiden,
ob er sich für Ihre konkreten Zwecke eignet. Unsere Auswertung
etlicher Change-Coaching-Projekte ergibt ein recht klares Bild der
Indikationen und Kontraindikationen: |
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Change Coaching ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der
richtige Weg, |
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- wenn Veränderungen unter extremem Zeitdruck realisiert
werden müssen (denn ein Veränderungsprozess von innen
braucht in aller Regel länger als einer mit externen Beratern, die mit der Methodik vertraut sind und in Vollzeit zu Verfügung stehen);
- wenn die Projektziele eher vage und (noch) nicht
genau bestimmbar sind;
- wenn ein radikaler Blick von außen – zum
Beispiel aus Kundensicht – erforderlich ist, der keinerlei Rücksicht
auf im Unternehmen bestehende Traditionen und Gewohnheiten nimmt
(dagegen ist die Einbeziehung der Außensicht über Change Coaching
durchaus möglich);
- wenn eine hoch spezialisierte Methodik zum Einsatz
kommen soll, die umfangreiche Vorkenntnisse und spezifische Vorerfahrungen
voraussetzt;
- wenn der Lernaufwand sehr hoch wäre und die
Internalisierung des Know-how für das Unternehmen keinen dauerhaften
Nutzen bringt
- wenn die Projektziele aus rechtlichen oder politischen
Gründen nicht offen kommuniziert werden können (wie zum
Beispiel bei der Vorbereitung einer Fusion oder Übernahme)
- wenn die Projektziele nicht mit der bestehenden
Unternehmenskultur vereinbar
sind (eine Weiterentwicklung oder auch ein "Umbau" der
Kultur ist via Change Coaching jedoch durchaus möglich)
- wenn die Belastung durch das Tagesgeschäft
so hoch ist, dass das Unternehmen bzw. die in Frage kommenden Teammitglieder
nicht genügend Ressourcen für eine produktive
Projektarbeit haben.
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Dagegen lohnt es sich, über einen Change-Coaching-Ansatz
nachzudenken, |
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- wenn sich Projektziele
und Projektauftrag
hinreichend klar definieren lassen;
- wenn die Methodik, die zum Einsatz kommen soll,
leicht und mit geringem Zeitaufwand erlernbar ist (wie zum Beispiel
Reengineering);
- wenn ein hoher Grad an Vertrautheit mit dem Unternehmen, dem Markt,
den Kunden und/oder den Produkten für den Projekterfolg wichtig
ist (sodass externe Berater kaum in der
Lage wären, die Problemstellung vollständig zu durchdringen);
- wenn es für das Unternehmen wünschenswert
ist, dass die Methodik und das im Projekt entstehende Know-how "internalisiert" werden, dem Unternehmen also auch nach Abschluss des Projektes und
dem Abzug der Berater weiter zu Verfügung
stehen;
- wenn eine echte Freistellung oder Entlastung
des Projektleiters und der Teammitglieder möglich ist, sodass sie genügend Zeit
und Energie für das Projekt aufbringen können.
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Ohne ein Mindestmaß an Ressourcen geht es nicht |
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Voraussetzung für eine "Veränderung von innen"
mittels Change Coaching ist, dass die Mitarbeiter noch ein Minimum
an
Reserven haben, das heißt an
freier Kapazität, die sie ohne Zusammenbruch des Tagesgeschäfts
frei machen können. In den letzten Jahren haben sich immer
mehr Unternehmen so gnadenlos effizient gemacht,
dass das gesamte Personal zu 100 Prozent im Tagesgeschäft gebunden
ist. In solchen Fällen lassen sich interne Teams zwar noch
zusammenstellen und zu einem Kickoff-Meeting
zusammentrommeln, doch die Zeit und Kraft reichen nicht mehr für
eine produktive Projektarbeit über einige Monate hinweg – früher
oder später (meist früher) geht den Teams die Luft aus. |
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Das erste Symptom dafür ist oft, dass Teamsitzungen immer häufiger mit dem Bekenntnis
beginnen, die vereinbarten "Hausaufgaben"
nicht gemacht zu haben, was alsbald in allgemeine Klagen über die hohe
Arbeitsbelastung und die schwierigen Zeiten übergeht. Da bei
solchen Sitzungen wenig herauskommt, werden sie bald selbst zur
Quelle wachsender Frustration. Immer mehr Teammitglieder entschuldigen
sich unter dem Vorwand wichtiger Verpflichtungen; andere bleiben
unentschuldigt fern. Damit entsteht ein fataler Teufelskreis: Infolge
der unregelmäßigen Teilnahme fangen die Diskussionen
immer wieder bei Adam und Eva an. Wegen des mangelnden Fortschritts
wächst die Frustration, was die Neigung, sich vor den Sitzungen
zu drücken, weiter fördert. Und irgendwann einmal schläft
die ganze Sache ein (
Projektabbruch). |
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Hundertprozentige Effizienz ist eine hundertprozentige strategische
Dummheit: Sie opfert die Fähigkeit zum Nachdenken und zur Erneuerung
auf dem Altar der Produktivität – und setzt damit die mittelfristige
Überlebensfähigkeit aufs Spiel. Denn, wie Michael Löhner
treffend gesagt hat, "ein Unternehmen ist genau dann überlebensfähig,
wenn seine Lerngeschwindigkeit höher ist als die Veränderungsgeschwindigkeit
der Umgebung." Um lernfähig zu sein, müssen Unternehmen
ein Mindestmaß an Freiräumen lassen, damit Raum
für Kreativität und Weiterentwicklung bleibt. Nur unter
dieser Bedingung sind sie veränderungsfähig – und nur
unter dieser Bedingung funktioniert Change Coaching. |
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© 2003, 2014 Winfried Berner / letzte Aktualisierung 18.9.2017 – vollständige oder auszugsweise Wiedergabe, gleich in welcher Form, honorarpflichtig und nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung / Zitate im üblichen Umfang mit Quellenangabe gemäß wiss. Zitationsregeln zulässig. Näheres siehe Nutzungsbedingungen.
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